Anmerkung

Bei diesem Text handelt es sich um meine persönliche Meinung und Erfahrung mit Hunden dieser Rasse (Tschechoslowakische Wolfshunde). Ich gebe keine Garantie auf Vollständigkeit und behaupte nicht, dass ich alles weiß. Jeder Hund, jeder Mensch sowie die Umstände sind stets verschieden. Innerhalb der Rasse gibt es sehr unterschiedliche Charaktere. Außerdem hängt Vieles eben auch von Prägung, Sozialisation, Umwelteinflüssen, den jeweiligen Erfahrungen und der Erziehung ab. Daher mag ich eigentlich nur ungern pauschalisieren.... Also dreht mir bitte nicht das Wort im Mund um ;) UND daher bitte nie vergessen: Alles KANN, nichts MUSS zutreffen! Es sind nur Tendenzen! Natürlich ist das nicht zwingend alles rassespezifisch.


1) Vorurteil „Scheu“

Ich kenne ein paar TWH, die eher distanziert sind und keinen Kontakt zu Fremden mögen. Wenn man richtig damit umgeht, ist das aber auch kein großes Problem. Richtig ängstlich-scheue Tiere sieht man gottseidank selten. Ist im Standard auch nicht gewünscht. In der Regel wird bei der Zucht darauf geachtet, dass die Hunde ausgeglichen, selbstsicher und „umweltfest“ sind. Meiner Erfahrung nach gibt es inzwischen deutlich mehr offene, zutrauliche TWH als scheue. So auch meiner - der ist wie ein Labbi in dieser Hinsicht und springt jedem vor Freude übermütig ins Gesicht... absolut kein Problem in Menschenmassen oder dergleichen. Er liebt Menschen.


2) Häufig was dran: „TWH bleiben schlecht alleine“

Viele TWH haben ein großes Problem damit alleine zu sein bzw. es bedarf sehr viel Übung und Geduld sie daran zu gewöhnen. Immer wieder hört man von TWH, die auch nach intensivem Training kaum oder nur schlecht alleine bleiben können. Häufig artet das in Zerstörungswut, Ausbrechungsversuchen (dabei können sie wirklich erfinderisch werden!) oder Heulkonzerten aus.

Nicht selten können TWH Schlüssel drehen (Tür öffnen), Fenster aufmachen, Kühlschränke leerräumen, Sofas zerfetzen, über zwei Meter hohe Zäune springen, sich unter Zäunen durchbuddeln, sich die Pfoten wund buddeln am Putz,sich die Zähne an Gitterboxen kaputt beißen und und und.... Wahnsinn was man da alles hört! Aber zur Beruhigung: Genauso gibt es einige TWH, die problemlos und entspannt mehrere Stunden alleine bleiben können ohne das irgendwas passiert. Wobei ich schon sagen würde, dass das eher ein heikles Thema ist. Man sollte auf jeden Fall damit rechnen und eine Plan B (z.B. Hundetagesstätte, Hundesitter) und C (z.B. Hund kann mit auf Arbeit) parat haben, wenn man mit dem Gedanken spielt sich einen TWH anzuschaffen. Oft hilft angeblich ein Zweithund, eine Garantie ist das aber auch nicht. Jedenfalls definitiv nicht zu unterschätzen dieser Aspekt. Unserer bleibt mittlerweile gottseidank brav alleine.


3) „TWH sind intelligent, eigenwillig, selbstständig und haben einen starken Charakter (dominant)“

Das trifft wohl auf die meisten zu. Sie stellen einen schon gerne mal in Frage, wenn man seine Kompetenz als „Rudelführer“ nicht zeigt. Hat man sich aber erstmal eine innige Beziehung erarbeitetwichtig ist die Waage zwischen Vertrauen und Respekt! - hat man einen treuen Begleiter. Der Weg dorthin ist aber nicht immer einfach. Da muss man auch durch diverse pubertäre Phasen (wie aber

bei anderen Hunden auch üblich). Geduld zahlt sich aus ;) Nicht aufgeben, nicht die Nerven verlieren, beharrlich und konsequent bleiben – das ist das A und O. Ruhe, Durchsetzungsvermögen, klare Kommunikation und Grenzen.


4) Erziehung & Arbeiten

Prinzipiell sind TWH sehr gelehrig und lernen schnell. Nur manchmal wollen sie eben nicht, weswegen sie häufig als stur bezeichnet werden. Aber es gibt auch unter den TWH arbeitswilligere Tiere. In der Regel arbeiten alle TWH gerne und freuen sich, wenn sie eine Aufgabe haben. Ideale Beschäftigung ist z.B. Mantrailing, das macht vielen Spaß. Allerdings, gerade bei eher stupiden Sachen mit häufigen Wiederholungen (Unterordnung, Apportieren), verlieren sie schnell die Lust. Viele TWH KÖNNEN einen super UO laufen, wenn sie WOLLEN. Oder sie apportieren eben 2-3 Mal und denken sich dann „Was soll der Blödsinn – hols dir doch selbst!“. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Selten findet sich auch mal ein Balljunkie unter den TWHs. Aber Kadavergehorsam und der Wunsch nach Perfektion ist einfach nicht ihr Ding. Wer also einen absolut zuverlässigen Sporthund sucht, ist beim Wolfshund eher an der falschen Adresse. Es ist zwar durchaus möglich auch einen TWH im Sport (mehr oder weniger erfolgreich) zu führen, es ist aber

definitiv anspruchsvoller und zeitintensiver (mehr Arbeit/Aufwand) einen TWH dazuzubringen im Vergleich zum Border Collie oder Schäfer beispielsweise. Ansonsten eignen sie sich theoretisch zu vielem (Nasenarbeit, Agility, Reitbegleithund, Tricks, Longieren, Zughundesport usw.). Der TWH ist einfach ein Allrounder. Wir sind z.B. viel in den Bergen unterwegs. Von Klettersteigen (Abseilen,

Leitern, leichte Felskletterei) bis zum Skitouren ist unserer zum optimalen, trittsicheren Begleiter geworden. Manchmal muss man auch einfallsreich sein, sich auf den Hund einlassen und eben verschiedene „Wege“ ausprobieren. Nicht jeder Hund lernt gleich. Wichtig ist: Der TWH ist und bleibt ein Hund und ist erziehbar!


5) Sozialverträglichkeit ist „Übungssache“

Ich würde sagen, wenn man gerne einen absolut unkomplizierten Spielwiesenhund für den englischen Garten hätte, ist man beim TWH nicht ganz richitg. Der TWH behauptet sich doch ganz gerne mal und lässt sich nicht alles gefallen. Oft wird seine sehr deutliche Körpersprache (wolfsähnlicher) und ausgeprägte Mimik aber auch missverstanden. Drohen oder Beschwichtigen z.B. fällt beim TWH viel Extremer aus als beispielsweisebei Hunden, die zu langes Fell im Gesicht, kupierte Rute o.ä. haben und dadurch in ihrer Kommunikation gehindert sind. Dadurch WIRKT der TWH in einer Hundegruppe eher mal „aggressiv“ (Laie/durchschnittlicher Hundebesitzer), obwohl er vielleicht nur ein bisschen verunsichert ist und die Haare aufstellt. Wenn man sich ein wenig mit der Körpersparche auseinandersetzt, ist der TWH aber sehr schön zu „lesen“. Hundekommunikation ist wunderbar zu beobachten, sodass man meistens eigentlich auch rechtzeitig erkennen kann, was sich anbahnt. Gerade bei gleichgeschlechtlichen und gleichaltrigen Hunden kann es da schon mal zu Klärungsbedarf kommen. Das ist aber eigentlich auch bei allen Hunden so. Es liegt natürlich auch viel am Besitzer, wie er damit umgeht. Bei ausreichend Sozialkontakt und Gehorsam sind TWH in der Regel sehr soziale Hunde. Auf diversen TWH-Treffen zeigt sich immer wieder, dass ein Freilauf in der Gruppe in vielen Fällen möglich ist. Bei manchen Konstellationen muss man eben ein Auge drauf

haben!


6) Wachsamer Beschützer

Tendenziell neigt der TWH dazu sein „Rudel“ (Familie) zu beschützen. Besonders in der Dämmerung wird er wachsam. Normalerweise orientiert er sich aber stark an seinem Besitzer. Bleibt man selbst ruhig, gibt es auch für den Hund kein Grund zur Beunruhigung. Erschreckt man sich aber z.B., dann steht er ganz schnell zur Seite. Zumindest meiner Erfahrung nach ist der personenbezogene Beschützerinstinkt eher hoch.


7) Thema Jagen

Also das Zeug zum Jagen hat der TWH: Gute Nase und lange Beine. Da entscheidet der Charakter, wie stark das jagdliche Interesse ausgeprägt ist. Von manchen – v.a. älteren Rüden - hört man, dass sie eigentlich zu faul zum Jagen sind. Allerdings gibt es auch sehr ambitionierte Jäger(innen), die stark auf Wild reagieren. Meistens jagen TWH aber nur, wenn es sich lohnt. Das heißt, sehen sie keinen Erfolg, brechen Sie die Hetzjagd schnell ab. Andererseits können sie auch sehr beharrlich und ausdauernd sein... Im Rudel sind sie oft sehr geschickt. Wie an allem kann man aber auch daran arbeiten. Solange man vorausschauend ist, seinen Hund gut lesen kann, rechtzeitig reagiert und viel übt, kann man auch dieses „Problem“ meistens gut in den Griff bekommen.


8) Körperlich

Die Veranlagung zu hoher Ausdauer (elegant und kraftsparend v.a. im Wolfdtrab oder Pass) ist definitiv vorhanden. Ein Test zeigte, dass deutsche Schäferhunde nach 40 km etwa 12 h zur vollständigen Regeneration ihrer Kräfte brauchten. TWH waren hingegen nach nur 6 h nach einem 100 km Lauf wieder erholt. Ansonsten haben sie ein relativ pflegeleichtes Fell und sind nicht kälteempfindlich. Mit pflegeleicht mein ich, man muss sie nicht täglich bürsten oder dergleichen. Heißt natürlich nicht, dass sie nicht Haaren. Im Gegenteil – beim Fellwechsel ersticken wir mindestens 4-5 Wochen in Unterwolle! Ansonsten mag ich das elegant-imposante Auftreten der TWH, die langen Beine, den schlanken Körperbau und wie sie sich bewegen.

9) Besonderheiten

TWH spielen häufig gerne sehr wild und intensiv. Auch mit dem Menschen spielt Hund gerne körperlich und grob (Anspringen, Arm festhalten, Zwicken). Da muss man für sich selbst entscheiden, wie viel man zulässt und das Spiel in die richtigen Bahnen lenken (die richtige Beißhemmung will gelernt sein). Solange man es kontrollieren kann, finde ich persönlich es eine schöne Art mit seinem Hund zu spielen. Andererseitssind sie oft auch sehr zärtlich, anhänglich und kuschelbedürftig. Das genieße ich an unserem z.B. sehr!

 

TWH machen Unmengen an lustigen Geräuschen. Da gibt es zwischen Schnurren und Knurren noch ein Murren und Brummen. Ein Quietschen, Fiepen, Piepen genauso wie ein Jaulen, Bellen und Heulen in verschiedenen Abstufungen. Manchmal meint man sie reden mit einem :D Das muss man erstmal lernen alles zu interpretieren ;) Anfangs war ich teils unsicher, ob er jetzt schon knurrt oder das „nur“ eine „harmlose Unmutsäußerung“ ist, die ich einfach ignorieren kann. Vermutlich sind viele Menschen zu Beginn mit dem intensiven Ausdruck zunächst überfordert, aber man lernt ja dazu! Auch im Spiel mit Artgenossen sind Passanten/Nachbarn oftmals irritiert, wie das klingen kann...


10) Warum ich unsern Lausbua liebe

 Weil er ein Clown ist und mich immer zum Lachen bringt; gute Laune macht mit seinen Aktionen wie z.B. plötzliche Luftsprünge, sein spielerisches Wolfsgeheule oder sein Protest-Gemotze *lol*

Weil es nie langweilig mit ihm wird; immer Action: Gemeinsam Karton zerfetzen, sich ums Haus jagen, Wrestling...

Weil er ein super Tourenbegleiter bei jedem Wetter ist: Ausdauernd und einfach zufrieden dabei sein zu können!

Weil man alles und jeden Blödsinn mit ihm machen kann (Schubkarre fahren, Abseilen u.v.m) und ihn überall mithinnehmen kann (Büro, Ausreiten,Hütten, Party, Christkindlmarkt)

Weil er ein super kuscheliger Schoßhund ist, der immer für einen da ist <3

Weil es mir unglaublich Spaß macht mit ihm zu arbeiten und neue Dinge auszuprobieren; Er hat mir noch viel in Sachen „Hunde“ beigebracht...

Weil er ein einfach ein absolut liebenswerter Kerl ist, mit dem es schön ist zusammen unterwegs zu sein! Er ist sehr aufmerksam, neugierig, lernfreudig und orientiert sich an uns.

 

Man viele tolle, neue, verrückte, nette Leute kennenlernt und auf viele Treffen fahren kann.


Fazit

Auf jeden Fall ist ein TWH ein eher anspruchsvoller Hund, bedeutet viel Arbeit und Geduld bei der Erziehung, braucht körperliche und geistige Auslastung (sonst kommt er auf blödsinnige Ideen und beschäftigt sich selbst) und kostet v.a. in den ersten Jahren sicher einiges an Nerven. Wenn man seine Art aber erstmal schätzen gelernt hat, offen ist sich auf den Hund einzulassen, ein aktiver Mensch ist und Herausforderungen liebt, möchte man ihn als treuen, witzigen, zuverlässigen Begleiter nicht mehr missen. Wir haben die Entscheidung jedenfalls nie bereut Chido (Eik El Chido vom Dreiburgenblick) in unsere Familie aufgenommen zu haben.

Copyright: Kerstin Dieler, Besitzerin von Eik-El Chido vom Dreiburgenblick und Darius-Demon z Molu Es